Sprechen Sie Körpersprache?

Sprechen Sie Körpersprache?

Wussten Sie, dass Frauen die Körpersprache viel besser verstehen können als Männer?

Im Rahmen einer Studie wurde dazu beiden Geschlechtern ein Stummfilm gezeigt. Mehr als 80 Prozent der weiblichen Probandinnen waren in der Lage, die Handlung schnell zu erahnen. Bei den männlichen Testpersonen waren es hingegen nur 42 Prozent. Woran kann das liegen?

Mithilfe von Gehirnscans haben Forscher herausgefunden, dass bei Frauen während der Kommunikation 14 bis 16 Hirnareale aktiv sind, bei Männern dagegen gerade einmal vier bis sechs. Das weibliche Gehirn wird damit viel stärker einbezogen – so kann es Informationen deutlich schneller und auch effektiver verarbeiten. Ein interessanter Fakt – oder?

Verbale und nonverbale Kommunikation

Kommunikation besteht nicht nur aus Sprechen und Hören oder Schreiben und Lesen – das ist nur der „verbale“ Anteil. Die nonverbale Kommunikation umfasst viele weitere Formen der Mitteilung, die auf den ersten Blick gar nicht als Ausdrucksmöglichkeiten aufgefasst werden. Zu ihr gehört die Körpersprache, zu der alle Formen der Gestik, Mimik, Körperhaltung sowie der Bewegung gerechnet werden. Vieles dabei erfolgt unbewusst und kann nicht so kontrolliert und gesteuert werden wie die bewusst eingesetzte verbale Form. Von der kleinsten Handbewegung über den Gesichtsausdruck bis hin zur gesamten Haltung – ständig senden wir über unseren Körper Signale aus, die von unseren Mitmenschen wahrgenommen und anschließend interpretiert werden.

Das A und O bei der Kommunikation – die Körpersprache

Der US-amerikanische Psychologieprofessor Albert Mehrabian hat sich ausführlich mit der Kommunikation befasst und gilt als Begründer der 7-38-55-Regel. Diese besagt, dass zum Gesamteindruck einer Person der Gesprächsinhalt lediglich sieben Prozent beiträgt, der Tonfall bzw. die Stimme dagegen 38 Prozent und die Körpersprache mit 55 Prozent ausschlaggebend ist. Laut Mehrabian ist nur dann eine effektive Kommunikation möglich, wenn die drei Formen (Inhalt, Tonfall und Körpersprache) miteinander im Einklang sind.

Ist Körpersprache erlernbar?

Trotz der zahlreichen Ratgeber zum Thema nonverbale Kommunikation ist und bleibt sie eine überwiegend intuitive Kommunikationsform. Wir können sie nicht zu 100 Prozent kontrollieren, haben aber die Möglichkeit, sie in gewissen Grenzen bewusst und gezielt einzusetzen. Dazu müssen wir uns zunächst genauer beobachten und analysieren. Denn wer mit Gesten oder Blicken seine Wirkung auf andere Personen verbessern will, der sollte zunächst die eigene Körpersprache reflektieren.

Dominanz oder Unsicherheit?

Dass das Sakko ein beliebtes Kleidungsstück bei Führungspersonen aus Politik, Wirtschaft und Finanzen ist, ist bekannt. Auch im Büro und in allen anderen Arbeitsbereichen, in denen ein weißer Kragen Vertrauen schaffen soll, erfreut sich das Jacket großer Beliebtheit. Aber kennen Sie auch den Grund dafür? Die gepolsterten Schultern helfen dabei, ein unbewusstes leichtes Schulterzucken zu verbergen – ein Zeichen für Unsicherheit. Der Träger wirkt also selbstbewusster – und kann dies praktisch nutzen!

Doch manche Gesten lassen sich nicht durch Kleidung kaschieren. Was für den einen als Vorteil gilt, wird für den anderen zum Nachteil. Besonders Dominanz und Unsicherheit sind zwei Dinge, die nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen sind. Achten Sie deswegen genau auf Ihren Gesprächspartner, ganz im Sinne des berühmten Zitats vom Kommunikationswissenschaftler und Psychologen Paul Watzlawick: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“

Vielleicht erkennen Sie unter den folgenden Beispielen die eine oder andere Geste wieder.

Das strahlt Dominanz aus:

  • Während der Begrüßung ergreift Ihr Gesprächspartner beim Händedruck Ihre Hand von außen und nicht von unten nach oben, das Zufassen ist fest und bestimmend.
  • Beim Hinsetzen nimmt Ihr Gesprächspartner die gesamte Sitzfläche ein und streckt die Beine entspannt aus. Durch seine Position hat er das Recht, Platz einzufordern und einzunehmen.
  • Ihr Gesprächspartner schaut während des Blickwechsels immer wieder in eine andere Richtung. Er kann es sich aufgrund seiner Stellung erlauben, Sie zu ignorieren und den Blickkontakt als Erster zu beenden.

Das strahlt Unsicherheit aus:

  • Ihr Gesprächspartner senkt den Blick und blinzelt häufig. Er weicht Ihnen aus, ist unsicher, fühlt sich unterlegen und hat möglicherweise Schuldgefühle.
  • Ihr Gesprächspartner hält Gegenstände wie zum Beispiel eine Tasche oder einen Aktenordner vor den Oberkörper. Er gewinnt so Abstand von Ihnen und baut einen Schutzwall vor sich auf.

Auf die Hände achten – der Code liegt im Detail

  • Getrommel mit den Fingern – Ungeduld, Nervosität oder auch Provokation
  • Gefaltete Hände, die ruhig auf dem Tisch liegen – Zeichen von Überlegenheit und innerer Ruhe
  • Mit den Händen abgestützter Kopf – Nachdenklichkeit, aber auch Erschöpfung oder Langeweile
  • Über den Kopf gelegte Hände – Zeichen von Selbstbewusstsein und Überlegenheit

Körpersprache entschlüsseln – Unser TOP-Buchtipp

Sie möchten sich weiter mit der Thematik der nonverbalen Kommunikation auseinandersetzen? Sie interessieren sich für die Entschlüsselung von Gestik, Mimik und Co.? Wir empfehlen Ihnen das Buch von Joe Navarro „Menschen lesen: Ein FBI-Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt“.

25 Jahre lang war der Autor beim FBI tätig und entlarvte Spione, Mörder und Verbrecher erfolgreich durch ihre Körpersprache. Seine Erfahrungen und sein Wissen gibt er in seinem Buch weiter. Durch genaue Beobachtung lassen sich laut Navarro unsere Mitmenschen gut analysieren, Lügen schneller enttarnen und die (nonverbale) Kommunikation verbessern. Unser Fazit: Ein sehr spannendes Buch, das sich perfekt für einen verregneten Sonntagnachmittag auf der heimischen Couch eignet!

Übrigens ...

Auch wenn wir unsere Mimik beherrschen können: Es gibt ein Körperteil, das uns immer enttarnt – unsere Füße!