Märchen aus dem Viertel

Es donnert in den Ohren: „I, Ah! I, Ah! Trag mich, trag mich, trag mich in einen warmen Stall!“. So der Bericht eines zornigen Dortmunder, der des Nachts anno domini 1465 angeblich von einem Eselgespenst angefallen wurde.

Nicht ohne Zutun des schmackhaften Gerstensaftes der Stadt verbreitete sich die Geschichte im gesamten Stadtgebiet. Die Wahrheit liegt hier: auf der Brückstraße. Der Vorfall legt Zeugnis über die tiefe Verwurzlung des ältesten, selbständig existierenden Viertel Dortmunds ab, welches sich auch nach dem Esel-Spuk stetig weiterentwickelte als kulturelles Zuhause vieler bekannter Künstler Ihrer Zeit. Durch den Zweiten Weltkrieg zu 98% zerstört tut sich wieder was im Viertel!

Ich will, ich will – ich mach´s einfach!

Heute präsentiert sich die Brückstraße als Teenager mit großen Ambitionen, der sich in seinen zu klein werdenden Anziehsachen nicht mehr recht wohlfühlt. Das Viertel schmückt sich mit dem Charme der kleineren Inhaber geführten Läden, als Gegensatz zu der großen Konkurrenz – dem Dortmunder Westenhellweg. Als „echtes“ Szeneviertel bietet die „Brück“ neben vielen kleineren und günstigen Bars, zahlreiche Möglichkeiten „auf die Schnelle“ etwas zu essen. Dafür gibt es eine kulinarische Reise vom europäischen Festland mit mitteleuropäischen Pommes, Baguette, Schnitzel und Pasta/ Pizza, über den Bosporus ins feurig-scharfe Asien. Einer facettenreichen Gastronomie, schließt sich im Herzen Dortmunds auch ein großes kulturelles Programm an. Neben dem Orchesterzentrum NRW, welche eine Hochschule für zukünftige Orchestermusiker ist, befindet sich das Konzerthaus Dortmund. Das Konzerthaus Dortmund besitzt mit dem „rhinocerus alatus“ (hier mehr erfahren über das geflügelte Nashorn) ein Wappentier, welches A: sehr empfindliche Ohren hat und B: an seinen Flanken die Flügeln des Pegasus trägt, welche zu künstlerischen Höheflügen anregen sollen. Tipp: neben den seltenen normalen Führungen durch das Konzerthaus, besteht die Möglichkeit individuelle Führungen nach Absprache in einer Gruppe durchzuführen, um hinter den Vorhang zu blicken. Weitere künstlerische Charaktereigenschaften des Viertels werden durch verschiedene Ateliers sichtbar, wie z.B. die Galerie Voss, die zeitgenössische Kunst präsentiert. An der nördlichsten Ausdehnung des Viertels befindet sich die „Schauburg“ – ein alteingesessenes Kino, welches seit 1912 an der Brückstraße 66 firmiert und eine Nischenposition in Dortmund einnimmt. Das Kino fokussiert sich auf die Mixtur von Programmfilmen und aktuellen Mainstream Filmen, jedoch wird auch regelmäßig Kleinkünstlern, Artisten und Schriftstellern die Möglichkeit gegeben sich ins Bewusstsein der Dortmunder zu bringen.

"Biätere Luft as in Düörp`m giät et nirgends!“

Frei übersetzt aus dem Platt: „Bessere Luft als in Dortmund gibt es nirgends!“ Ein Ausruf von dem ehemaligen Stadtrat Sonnenschein, der dem Zugereisten Karl Richter (Gründer des „Dortmunder General-Anzeiger“) mit markigen Worten in der Stadt begrüßte. Sinnbildlich für eine frische, mit verschiedenen wohlriechenden Duftnoten durchzogene Brise steht die Brückstraße. Eine Verquickung unterschiedlichster Handwerke und „melting pot“ verschiedener Kulturen und Kulturebenen. Ein Viertel, welches in den letzten Jahrhunderten immer wieder seine Wandlungsfähigkeit bewiesen hat und sich dabei immer treu geblieben ist. Schnuppern auch Sie die Frische und lassen Sie sich durch das Viertel treiben!